Mein Kampf mit meinen psychischen Erkrankungen - Wieso ich öffentlich darüber berichte

In letzter Zeit haben mich einige von euch gefragt, warum ich so offen darüber rede, dass ich an PTBS, einer Angststörung und chronischer Depression leide. Weiterhin steht auch noch der Verdacht auf ADHS im Raum. Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, um zu erklären, warum diese offene Kommunikation für mich und viele andere Betroffene so wichtig ist.

Tabus brechen

Psychische Erkrankungen sind leider immer noch ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Menschen, die davon betroffen sind, fühlen sich oft alleine, missverstanden und ausgegrenzt. Indem ich offen über meine eigenen Erfahrungen spreche, hoffe ich, dieses Tabu zu brechen und das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen.

Hemmungen abbauen

Viele Betroffene haben Angst, über ihre psychischen Erkrankungen zu sprechen, weil sie befürchten, verurteilt oder ausgegrenzt zu werden. Diese Angst führt oft dazu, dass sie sich nicht die notwendige Hilfe suchen oder ihre Symptome verstecken. Durch meine Offenheit möchte ich anderen zeigen, dass es okay ist, über ihre Probleme zu sprechen und dass sie nicht alleine sind.

Meine Erfahrungen mit Medikamenten

Ein wichtiger Teil meiner Geschichte ist auch die Behandlung mit Medikamenten und die damit verbundenen Herausforderungen. Zum Beispiel hatte ich große Schwierigkeiten mit Sertralin. Sobald ich es genommen habe, war ich innerhalb einer halben Stunde so erschöpft, dass ich erst einmal drei Stunden schlafen musste. Meine Konzentration war weg, mein Kopf fühlte sich den ganzen Tag wie in Watte gepackt an, und trotzdem waren die negativen Gedanken und Gefühle immer noch da. Zusätzlich hatte ich Magenprobleme und konnte keinen Orgasmus mehr bekommen. All diese Nebenwirkungen waren unerträglich. Nachdem ich es einen Tag lang nicht genommen habe, konnte ich plötzlich wieder klar denken und produktiv sein.

Danach habe ich Citalopram ausprobiert, aber die Nebenwirkungen waren fast identisch, nur, dass meine Müdigkeit nicht ganz so extrem gewesen ist. Aktuell werde ich auf Venlafaxin eingestellt und habe eine Überweisung zur LVR bekommen, um eine umfassendere Behandlung zu starten. Ich weiß, dass Medikamente allein nicht ausreichen werden, daher werde ich auch weitere therapeutische Maßnahmen in Anspruch nehmen.

Verständnis und Empathie fördern

Offene Gespräche über psychische Gesundheit können dazu beitragen, Missverständnisse abzubauen und Empathie zu fördern. Wenn mehr Menschen verstehen, was es bedeutet, mit einer psychischen Erkrankung zu leben, können sie besser auf die Bedürfnisse von Betroffenen eingehen und sie unterstützen.

Stigmatisierung entgegenwirken

Das Stigma, das oft mit psychischen Erkrankungen verbunden ist, kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Es kann Betroffene davon abhalten, Hilfe zu suchen, und dazu führen, dass sie sich noch isolierter fühlen. Indem ich meine Geschichte teile, hoffe ich, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieses Stigma zu reduzieren.

Hilfe und Unterstützung sichtbar machen

Es gibt viele Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen, aber oft wissen Betroffene nicht, wo sie anfangen sollen. Durch meine Offenheit kann ich Informationen und Ressourcen teilen, die anderen helfen könnten.

Ermutigung zur Selbstfürsorge

Zuletzt hoffe ich, andere zu ermutigen, auf sich selbst zu achten und ihre psychische Gesundheit ernst zu nehmen. Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um sich um sich selbst zu kümmern und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn nötig.

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Indem wir offen über psychische Gesundheit sprechen, können wir gemeinsam eine unterstützendere und verständnisvollere Gemeinschaft schaffen. Jeder von uns kann einen Unterschied machen, indem wir Vorurteile abbauen und Betroffenen eine Stimme geben.

Danke, dass ihr mir zuhört und diesen Weg mit mir geht.

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Kommentare: 1
  • #1

    Marc Gorisek (Dienstag, 09 Juli 2024 17:32)

    Hey Sabrina,

    Ich finde den Beitrag sehr schön geschrieben. Ich lebe auch mit einer Frau zusammen, die an Depressionen leidet und kann als indirekt betroffener zustimmen, dass eine offene Kommunikation wichtig ist.

    Ich wünsche dir auf deinem Weg alles Gute und ich hoffe, dass dritte Medikament hilft dir jetzt besser.

    LG Marc