Lieber Leser,
heute möchte ich euch etwas über meine persönlichen Ängste bezüglich meines aktuellen Manuskripts erzählen. Und zwar geht es um die Fehlerquote. Viele haben sicher mitbekommen, dass ich letztes Jahr bei meiner Erstveröffentlichung dank eines Daten-Crashs eine nahezu unkorrigierte Version meines Manuskripts bei meinem Selfpublishing-Anbieters hochgeladen habe. Damals wäre ich am liebsten im Boden versunken. Zu meinem Glück kann man bei diesem Anbieter immer wieder eine neue Version hochladen, sodass diese schnell ausgetauscht werden konnte.
Bei meinem zweiten Buch hatte ich dazugelernt. Dachte ich. Ja, diesmal gab es keinen Daten-Crash, ich habe zwei Leute zum Korrekturlesen beauftragt, und dennoch waren noch Fehler vorhanden. Was sich aber leider erst im Nachhinein herausstellte, da mich Leser, die das Buch gekauft hatten, darauf aufmerksam gemacht hatten. Natürlich war die Fehlerquote nicht so hoch wie in der Erstversion meines Debüts. Dummerweise ging ich mit den fehlerhaften Büchern von „Fahr wohl, kleine Alice“ in meine Signierstunde bei Thalia. Wieder gab es kein Loch, in dem ich versinken konnte.
Voller Enthusiasmus versuchte ich also, beim dritten Buch alles besser zu machen. Ich hatte Textleser (die für die Logik und den Handlungsverlauf zuständig waren – sie mussten also nicht explizit auf Rechtschreibung und Grammatik achten) und zusätzlich 4 Leute, die sich auf die Rechtschreibfehler konzentrieren sollten. Ich habe meine Texte durch verschiedene Rechtschreibprogramme gejagt und versucht, noch einige Fehler mittels KI-Software auszumerzen. Ich war also sehr optimistisch, was Buch Nummer drei betraf.
Brav arbeitete ich nach und nach alles ab und dennoch schlichen sich immer noch einige Tippfehler ein. Ich muss euch nicht sagen, wie selten dämlich ich mich fühle.
Ich nahm die Erstauflage unverzüglich (Mitte Februar) aus dem Verkauf, sammelte alle Fehler, die mir meine Leser zugeschickt hatten, und startete eine Neuauflage. Denn da ich den Anbieter gewechselt habe, war es mir nicht mehr möglich, einfach ein Update hochzuladen. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass der Anbieter es noch immer nicht gebacken bekommen hat, die Erstauflage trotz Stornierung aus dem Verkauf zu nehmen. Noch immer ist sie bei Thalia und Co. bestellbar. Dieser Umstand macht mich wirklich wahnsinnig. Das heißt: Beide Auflagen sind aktuell im Umlauf. Die Fehlerhafte Ausgabe ist die mit der ISBN Nummer 978-3-7579-9397-9. Die E-Books und Amazonausgaben sind davon nicht betroffen, denn auch hier konnte ich einfach ein Update hochladen.
Nun sitze ich an der Überarbeitung meines vierten Buches, und mir geht, wenn ich es mal so ausdrücken darf, der Arsch auf Grundeis. Für dieses Buch habe ich vorsorglich noch mehr Testleser und Menschen, die sich auf die Fehler konzentrieren, angefragt. Dennoch habe ich Angst. Was ist, wenn wieder etwas übersehen wird? Ja, meine Test- und Korrekturleser sind auch nur Menschen, und ich mache niemandem für das Übersehen der Fehler einen Vorwurf. Aber die Unsicherheit und Angst bleiben natürlich trotzdem da.
Ja, wir sind alle nur Menschen, und Menschen machen Fehler. Wobei ich dieses „nur“ etwas unpassend finde, denn es impliziert eine Herabsetzung der menschlichen Natur, indem es suggeriert, dass die Menschlichkeit weniger wert ist oder dass Fehler unvermeidlich sind, weil wir eben "nur" Menschen sind. Stattdessen sollten wir die Vielfalt und Komplexität menschlicher Fähigkeiten betonen, ohne uns durch das Wort "nur" herabzusetzen. Jedenfalls empfinde ich das so.
Ihr fragt euch jetzt sicher, wieso ich mir kein professionelles Lektorat suche. Nun, die Antwort ist recht einfach: das liebe Geld. Ein professionelles Lektorat kostet im Schnitt ab 6,50€ pro Normseite. Das wären bei meinem aktuellen Buch um die 2000€ +/-. Dieses Geld habe ich tatsächlich nicht auf der hohen Kante. Und ob ich es je wieder reinbekomme?
Natürlich will ich mir mit meinen Büchern irgendwann einen Namen machen und auch eines Tages davon leben können. Träumt davon nicht jeder Autor?
Ja, die Angst, wieder einen Roman mit zu vielen Fehlern abzuliefern, ist verdammt hoch. Und im Moment weiß ich nicht, wie ich am besten vorgehen soll, um die Fehlerquote richtig, richtig niedrig zu halten. Außer eben noch mehr Leute drüberlesen zu lassen.
Aber nicht nur die Fehler machen mir Angst.
Mein aktuelles Buch weicht doch sehr von den ersten dreien ab. Es ist ein historischer Kriminalroman, der bei weitem nicht so blutig und rasant ist wie meine Kessler- und Wagner-Reihe. Im Vergleich zu den Büchern geht’s hier wirklich „seicht“ zu. Ständig habe ich im Kopf „Was ist, wenn die Leser es langweilig finden?“ „Ist das hier wirklich gut genug?“ „Passt es sprachlich zum viktorianischen Zeitalter?“
Ich weiß, dass es sehr vielen Autoren so geht und dass ich, wie meine Tochter immer sagt, einfach mal chillen sollte. Aber das fällt mir aktuell wirklich nicht leicht.
Ich selbst liebe mein neuestes Werk wirklich sehr. Ich mag die Charaktere, die Umgebung und auch die Story. Man sagt ja, in erster Linie schreibt man für sich selbst. Also habe ich ein Buch geschrieben, was ich selbst einfach gerne lesen würde. Nun warten wir einfach mal ab, wie es bei den Lesern ankommen wird. Die Überarbeitung ist im vollen Gange, und tatsächlich ist dieses Buch auch noch etwas länger als meine anderen Bücher.
Jetzt begebe ich mich aber mal wieder an meinen Roman, denn der will schließlich fertig überarbeitet werden.
Vielen Dank für eure Zeit, wenn ihr bis hierher gelesen habt.
Sabrina
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Daniela Ziegler (Samstag, 16 März 2024 09:55)
Hallo Sabrina,
1. Kleine Fehler finde ich immer noch nicht schlimm:)
2. Nur weil etwas anders ist, ist es nicht schlechter! Im "schlimmsten" Fall werden noch Leser angesprochen, denen die Kessler- und Wagner-Fälle zu heftig waren. Für mich gilt: bevor es zum "Splatter-Overload" kommt, ist etwas leichter verdauliche Kost zwischendurch genau richtig.
Ich bin auf jeden Fall gespannt!
Liebe Grüße von Daniela und schönes Wochenende!
Britta Sch. (Dienstag, 26 März 2024 11:00)
Hallo Sabrina,
also ich habe deine ersten drei Bücher gelesen, nein verschlungen. In allen dreien waren kleine Fehler drin, aber ich fand es nicht weiter schlimm, da ich viel zu tief im jeweiligen Fall eingetaucht war.
Wenn dein 4. Buch eine andere Richtung einschlägt, zeigt es doch, wie vielseitig du bist. Wenn der eine oder andere Fehler drin ist, geht die Welt nicht unter. Es kommt auf den Inhalt an.
Ich bin sehr gespannt.
Dir und deinen Lieben ein schönes Osterfest.
LG Britta
Doris Peschel (Freitag, 05 April 2024 19:46)
Fehler sind Menschlich, für mich sind es bis jetzt die besten Bücher die ich gelesen habe! Und ich habe schon viele Thriller gelesen. Ich freue mich schon auf dein neues Buch. Ich hoffe es kommt bald. Lg und ich hoffe das wir uns mal persönlich kennen lernen ��♀️